Ausstellung in der Galerie für Landschaftskunst
Malte Urbschat
So müd' des Glanzes Schein
Eröffnung: Donnerstag, 7. Mai 2009 ab 18 Uhr
Dauer der Ausstellung: 8. Mai bis 20. Juni 2009
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-18 Uhr, Sa 12-15 Uhr und nach Vereinbarung
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In So müd des Glanzes Schein begibt Malte Urbschat sich auf die Suche nach dem trügerischen Schein der Oberflächen begehrter Objekte. Die bevorzugten Materialien seiner Skulpturen, Bilder und Collagen sind Glanzpapier, Spiegelglas, Leergut und Klebeband, aus denen er raumgreifende Körper entwickelt, die den Ausstellungsraum okkupieren. Mystische Gestalten wie die Arabian Queen, der Clownesque König und Der stürmische Schwan, angeketteter Wächter des königlichen Hofes, umzingeln den Raum als kulturelle Chiffre und wohnen in ihren rätselhaften Positionen den genormten sozialen Rollenspielen der Ausstellung bei – als figürliche Beobachter einer kollektiven Traumlandschaft. Die Fenster der Galerie sind mit Silberfolie verkleidet, der Besucher ist eingeschlossen in eine Kapsel aus glänzenden und bohrenden Insignien der Gegenwart.
Flimmerndes Lametta, aufbewahrt in Gläsern, schwebt in phosphoreszierender, flüssiger Materie oder wurde wie in Packdecke I einer geheimnisvollen Systematik folgend eingekreist. Der getrocknete Strauch des Gemeinen Stechapfels, erinnert in Form eines Stramoniumbaums vor den verhüllten Galeriefenstern an die giftigen, halluzinogenen Samen, die diese Pflanze freizusetzen vermag. Als homöopathisches Extrakt findet diese Substanz ihre erste Erwähnung in den Aufzeichnungen der Hildegard von Bingen. Eingesetzt als Heilmittel soll sie psychische Angstzustände vor fließendem Wasser und glänzenden Gegenständen lindern. Die betäubende Kraft dieses natürlichen Opiats, seine Farbe und sein Geruch faszinierten schon die berühmte Äbtissin und Kräuterkundlerin von Bingen, deren Visionen Malte Urbschat in seiner Bildsprache nachspürt, um dabei den halluzinogenen Rausch in seiner Tiefenstruktur nachzuzeichnen – als naturwissenschaftlich erklärbares Phänomen, kosmisch-spirituelle Erweiterung der Sinneswahrnehmung und missbräuchliche Gefahrenquelle.
Strahlender Schein, die Blendung der Netzhaut, glaubhafte Märchen und psychotischer Wahn sind narkotisierende Elixiere, die den Menschen im Wachzustand betören und mit denen Malte Urbschat in seinen Arbeiten laboriert.
Ulrike Gerhardt
(Mehr über die Tätigkeit von Ulrike Gerhardt: Museum for Art & Ideas)
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Stürmischer Schwan, 2009, Metallfolie, Speier, Federn, Leergut, Pappe, Klebeband, diverse Anhänger
Blitzstrahl, 2008, Draht, Klebeband, Zauberstab, Lametta, an einem Silberband aufzuhängen, ca. 170 x 55 x 40 cm
Lamettapeitsche, 2004, Lametta, Klebeband, Holz, Glanzfolie, 120 x 4 x 9 cm
Lamettapeitsche (Detail)
Kerzenturm, 2008, Leergut, Klebeband, Wachs, Kerzen, ca. 80 x 50 x 50 cm
Nanocopter, 2008, Lametta, Glitter, Tesafilm, Insekt,
Laminierfolie, 21,5 x 30,3 cm
Buchen sollst Du suchen, Eichen sollst Du weichen, 2008, Acryllack,
Kugelschreiber, Laminierfolie, Klebeband, Tesafilm, 42,8 x 30,3 cmArabian Queen und Clownesquer König, 2009, (zweiteilig), Stoffe, Draht, zerfahrener Autospiegel, ca. 188 x 50 x 55 cm
20 Fotos: Jens Rathmann
3 Fotos: A.
Mehr:
Die neueste Publikation Malte Urbschats: Silberleichen
Weitere Informationen über Malte Urbschat
Stramoniumbaum, 2009, diverse Materialien, 240 x 90 x 90 cm. An der Wand: Nach einer langen dunklen Nacht, 2008, C-Print, aquarelliertes Papier, gerahmt, Klebeband, 53 x 43 cm
Stramoniumbaum (Detail)
vor den Fenstern: So müd, 2009, mehrteilige Fensterinstallation, Metallfolie, Klebeband, Maße variabel
Migräne Mobile, 2005, Äste, Wolle, Lametta, Schraubzwinge, Aufkleber, Papier, Filzstift, Nylonstrumpf, Tischdeckenbeschwerer in Seesternform, Cocktailpälmchen, Basteldraht, ca. 120 x 120 x 180 cm
Lametta in Gläsern 1, 2009, Installation aus 13 Gläsern, 2 Spiegelobjekten, 1 Tasse, Board,
120 x 20 x 1,8 cm
Von links nach rechts: Packdecke I, 2009, Sprühlack auf Packdecke, 200 x 160 cm. Lametta in Gläsern 2, 2009. Lametta in Gläsern 1, 2009.
Packdecke I, (Detail), 2009, Sprühlack auf Packdecke
Loud Scream, 2008, schwarzer Karton, Klebeband, Kleister, Pigment, Stahlkugel, Glitter, 50 x 70 cm
Another Friendly Fire, 2007, schwarzer Karton, Glanzpapier, Klebeband, Dispersion, 50 x 69,5 cm
Blase, 2008, Draht, Girlande, Speichenreflektor, ca. 60 x 33 x 30 cm
links: Chess / Nach einer langen Rochade, 2008, Folien auf Spanplatten, 113 x 113 cm
rechts: Arabian Queen und Clownesquer König, 2009, (zweiteilig), Stoffe, Draht, Holz, Spiegelmatte, Kette, diverse Anhänger, ca. 230 x 60 x 100 cm
Stramoniumbaum in der Ausstellung "System", kuratiert von Petra Reichensperger, 22.6. - 13.9.2009 in M.1 Arthur Boskamp-Stiftung, Hohenlockstedt, www.arthurboskamp-stiftung.de